Allgemeine Magic-Diskussion » Artikel zum Thema Magic Hobby vs Sucht

Aus gegebenem Anlass hab ich mal ein wenig recherchiert und festgestellt, dass es nicht wirklich Artikel zum Thema Magic-Abhängigkeit im Netz gibt. Ich würde darüber gern demnächst mal einen Bericht schreiben für unser Forum und reya.de falls ich genug Material zusammenbekomme. Wer mag, kann mir gern mal eine PM schicken, wie sehr Magic das eigene tägliche Leben beeinflusst. Natürlich wird alles strikt anonymisiert und verschwiegenheit ist garantiert ...

Wäre das Thema generell mal von Interesse? Ich würde hier in den nächsten Tagen mal ein paar Fragen online stellen bzw. Aussagen, die mir gern per PM beantwortet werden können. Eigene Anregungen von euch stets willkommen. Worauf ich nicht hinaus will, ist der finanzielle Aspekt. Vielmehr geht es mir darum, wie viel Zeit Spieler täglich mit MTG zubringen, Artikel lesen, Decks bauen, Karten einsortieren. Wie die Familie über breitgestreute Kartenhaufen denken, sowas in der Art...

danke, muss aber wie gesagt erstmal bissel material sammeln... (und warten bis reya wieder einen wettbewerb ausschreibt )

So, lang genug hat es gedauert, aber hier ist er nun, der angekündigte Beitrag zum Thema Magic und Sucht. viel Spaß beim (kritischen?!) lesen.

also:

Suchtstoff Magic

Jaja, die Sucht! Das Prerelease wurde mehr oder weniger erfolgreich überstanden, letzteres gilt vor allem für mich persönlich, aber immerhin war das Endergebnis ausgeglichen: 2-2-2. Die Sucht will aber dennoch befriedigt werden und so wird natürlich daheim weitergespielt. Das ist der große Vorteil, wenn man in der Familie gleich drei Magicspieler hat. Wobei nach einigen Wochen T2 mittlerweile wieder Casual Play eingezogen ist mit einem Allstar-Remasuri-Deck, einem UW Denial und meinem noch-T2-legalen Milldeck.

Dennoch, es vergeht eigentlich kein Tag, der sich nicht auch um Magic dreht und es stellt sich die Frage, wie ist das bei den anderen Kartenzauberern? Wann hört Interesse auf und wo beginnt eigentlich Sucht? Und ab wann wird diese Sucht gefährlich? Wie schrieb Jan Lehmann vor einigen Wochen: Wenns am schönsten ist... Und er hat aufgehört zu spielen. Das hatte ich auch mal. Mit dem Fokus auf die veränderte Lebenssituation – sprich der Geburt meiner Jungs 2000 und 2003 – rückte das Thema Familie wesentlich deutlicher in den Mittelpunkt, normal möchte man meinen. Und so stellte ich selbst das Casual Play weitestgehend ein nach dem Merkadischen Maskenblock ein (schon, weil einige andere Spieler aus dem engen Freundeskreis auch kaum noch Zeit für Magic fanden). Gelegentlich wurde mal noch der ein oder andere Booster gekauft, um mal „auf dem Laufenden zu bleiben“ aber diese Karten füllen nur wenige Ordnerhüllen. Erst mit dem Beginn des Interesses meiner Kinder für die bunten Pappen vor etwa 3-4 Jahren, begann sich auch im hintersten, finstersten Winkel meines inneren das rudimentäre magische Urwesen wieder zu regen. Jedoch fristet es auch heute – was das tatsächliche Spielen von Magic-Karten angeht - ein, sagen wir mal ein Teilzeitdasein. Gespielt wird bei uns eher Schubweise, mal ein, zwei Wochen fast jeden Abend einige wenige Partien, dann wieder einige Wochen nix. Aktives Magicspielen außerhalb der Familie beschränkt sich weitestgehend auf die Prereleases und im Falle von Ansgar und mir auf ein, zwei größere Events ala PTQ, Sachsenmeisterschaft sowie ein oder zwei Miniturniere im Freundeskreis. Alles in allem vielleicht 8 bis 10 Spielveranstaltungen insgesamt. Im Jahr wohlbemerkt!

Schön und gut, wäre da nicht die ständige Verlockung der großen weiten digitalen Welt. Gegen MTGO verweigere ich mich, für mich sind das Flair und der Charme unserer Lichtensteiner Turniere das entscheidende, überhaupt zu spielen (wehe jemand bemerkt an dieser Stelle, dass das Ergebnis meiner Leistungen auf den Turnieren ja auch nicht das ausschlaggebende Moment sein kann ). Dennoch gibt es ja genug im www zu tun. Bei mir wäre dies beispielsweise der tägliche Blick auf diverse Magic-Seiten.erste Anlaufstelle für mich ist goyf.de, noch vor der eigentlichen Wizards-Seite. Schließlich noch das Lichtensteiner Forum, logisch. Dazu gesellen sich ein, zwei Mal die Woche Seitenaufrufe von gatheringmagic.com, reya.de und planetmtg. Berufsbedingt ergänzt meine Berichterstattung im Vorfeld und Nachgang von Lichtensteiner Turnieren oder solchen mit Lichtensteiner Beteiligung wie die Sachsenmeisterschaft die Beschäftigung mit unser aller liebstem Hobby. Ach ja, und die ein oder andere Stunde Liveberichterstattung von Grand Prix im Internet (allerdings eigentlich nur die T“-Turniere) ist auch noch dabei. Was sich heimlich, still und leise hübsch zu einem ganz ordentlichen Zeitstapel summiert. In der Woche kommen so schätzungsweise 8 Stunden allein bei mir zusammen, inklusive Turnier-Spielen, Sortieren (eine endlos schier erscheinende Beschäftigungsmaßnahme bei drei Personen, die regelmäßig 20 Ordner plündern) und Onlinebeschäftigung. Das summiert sich, wer hier mitrechnen möchte, schnell auf 420 Stunden im Jahr, sprich 2½ Wochen(!) kartenmagisches Beschäftigen. In meiner 18jährigen Magic-Historie entspricht das in etwa einem kompletten Jahr auf Dominaria, Ravnica und Mirrodin. Erschreckend allein diese Summe! Dabei gibt es bei uns nicht einmal FNM, Liga, Grindingturniere und Online-Zocke... Das ist der Zeitpunkt, wo einem einfällt, dass dies bei anderen Magic-Kumpels diese Zeit noch oben drauf gepackt werden muss. Puuh! Zu Gute halten muss man unserem Kartenhobby natürlich den sozialen Aspekt. Gerade die Turniere in Lichtenstein bestärken dies auf hervorragende Weise. Dennoch sollte jeder selbst für sich einschätzen, inwieweit er die Sucht im Griff hat oder sie ihn.

Im Internet nach Magic-Sucht zu recherchieren erwies sich als recht erfolglos, meist geht es hier nur um finanzielle Aspekte. Die lasse ich hier bewusst außen vor. Aber es lassen sich andere Websiteinhalte übertragen. Solche zum Thema Pokersucht beispielsweise: mein erster Klick führte mich hier zu http://www.poker-verbot.de und bot hilfreiche Anregungen. Dort gibt es einen Selbsttest zum Thema, der leicht auf Magic übertragbar ist.
Hier meine überarbeitete Version des Tests, damit man sich selbst auf Magicsucht überprüfen kann.

Beschäftige ich mich täglich länger mit Magic, als ich es mir vorgenommen habe?
Mir fällt es schwer meinen Umgang mit Magic zeitlich einzuschränken. Manchmal habe ich eine Deckidee, die stundenlang ausprobiert werden muss oder mein Deck auf MTGO läuft gerade ordentlich und die Gegner haben grad nicht die spur einer Chance. Es wäre ja auch blöd, wenn man ausgerechnet dann aufhört, wenn man gerade ein funktionierendes Deck sein eigen nennt. Schließlich sieht das Metagame bald schon wieder ein wenig anders aus. Ich schaue bei Online-Turnieren zu und wenn es spannend genug ist, dann schlage ich mir manchmal die halbe Nacht um die Ohren, obwohl ich am nächsten Tag in die Arbeit oder Uni muss.
Setzt euch selbst ein zeitliches oder inhaltliches Limit, mit dem ihr Leben könnt. Ich selbst beschäftige mich nicht mit modern, commander oder cube beispielsweise, sondern ausschließlich Limited und T2.

Träume ich von Magic?
Nach einem Magic-Abend träume ich von Karten und Spielen. Ich erlebe während des Schlafs noch einmal gut gespielte Hände, durchlebe Mana Screw und Flood oder träume davon, wie ich bestimmte Hände spielen würde. Manchmal kann ich nach dem Magic-Spielen auch gar nicht einschlafen und muss erst runterkommen. Im Vorfeld von Turnieren ist es besonders schlimm, ständig muss man daran denken, welche Karte man durch welch andere ersetzen müsste, um auf diese oder jene Situation zu reagieren und welche Karten man für das nächste Turnier noch benötigt.
Mir selbst geht es schon so, dass man vor den wenigen großen Turnieren, die ich spiele die Karten häufiger als einen lieb ist im übertragenen Sinne mit ins Bett nimmt und der letzte Gedanke am Abend sich um bedruckte Pappen dreht. Die Eigeneinschätzung sagt mir jedoch, dass sich dies noch in erträglichem Maße in Grenzen hält. Überprüft das mal für euch selbst.

Habe ich weniger Kontakt zu anderen Menschen, die nicht Magic spielen, seit dem ich selbst Magic spiele?
Früher hatte ich einen großen Freundeskreis, in dem kaum einer etwas mit Magic am Hut hatte. Heute treffe ich weniger Leute oder meist nur Leute, die auch etwas mit Magic zu tun haben. Ich gehe generell weniger weg, versuche mein Spiel zu verbessern oder spiele lieber Online Magic. Es bringt mir nichts, mich Abends locker mit Freunden in der Kneipe zu treffen. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, stelle ich mir manchmal vor, wie ich lieber Karten spielen würde.
Trifft bei mir nicht wirklich zu, da Magic nur eines von mehren Hobbies ist. Andererseits könnte ich natürlich statt abendlich eine Stunde Strategietipps und Decklisten lesen auch lesen, Geschichten schreiben oder mein Origami wieder aktivieren. Die freie Zeit ist schließlich nur einmal verfügbar.

Machen mir noch andere Dinge außer Magic Spaß?
Früher habe ich viel Sport getrieben, mittlerweile kaum noch. Ich merke, dass meine körperliche Fitness nachgelassen hat. Es fällt mir schwer mich zu anderen Aktivitäten außer Magic aufzuraffen. Nach dem Spielen bin ich meistens so platt, dass ich mich nicht mehr aufraffen kann, noch aus dem Haus zu gehen.
Entwarnung an dieser Stelle, was mich betrifft, dennoch wie oben eben erwähnt: Zeit ist nur beschränkt verfügbar...

Ich habe mich schon einmal bei meinem Partner / Freunden / Eltern gerechtfertigt, dass ich Magic spiele.
Ich musste den Leuten erstmal erklären, dass Magic kein Glücksspiel ist. Es geht darum, das Spiel zu beherrschen und das eigene Spiel zu verbessern. Dazu gehören auch psychologische Komponenten. Meine Umfeld hat mich schon mehrmals darauf angesprochen, dass ich dessen Meinung nach, zu viel Magic spielen würde. Ein wenig wäre ja okay, aber nicht in diesem Ausmaß.
Abgesehen von dem negativen Aspekt, dass eigentlich immer irgendwo irgendwelche Kartenhaufen herumliegen, die meine Frau (zurecht) stören und gelegentlich auch nerven, hält sich das bei mir in Grenzen. Meine obigen Gedanken der zeitlichen Summierung unseres Hobbys wenn man darüber hinaus nun auch noch FNM, Liga oder MTGO spielen wollte, lassen einen aber schon auch einen Blick über den Tellerrand (bei uns ist das natürlich die Nevy Disk) auf andere Spieler riskieren.

Ich wurde mehrmals kritisiert, weil ich Magic spiele
In meinem Umfeld gibt es mehrere Leute, die mich dafür kritisiert haben, dass ich Magic spiele. Ich fühlte mich dabei persönlich angegriffen. Ich hatte das Gefühl mich verteidigen zu müssen.
Nö! Alles gut bei dieser Frage!

Ich habe schon einmal eine Verabredung wegen Magic abgesagt.
Ich habe meine Freundin/Freund schon einmal versetzt, weil mir das Magicspielen wichtiger war. Ich habe schon einmal Freunden abgesagt, weil ich lieber zocken wollte. Ich habe eine Ausrede dafür verwendet, dass ich nicht zu einer Verabredung gehe und stattdessen gepokert.

Nö!

Auswertung Test
Wenn ihr schon eine Frage bejahen konntet, ist dies laut ursprünglichem Pokertest bereits bedenklich. Wurden zwei der Aussagen bejaht, besteht bereits ein Problem und bei mehr als drei Zustimmungen ist man sehr wahrscheinlich magicsüchtig. Blick nach oben – Zeitaspekt und Träumen (allerdings nur auf wenige Tage im Jahr beschränkt)! Heißt, dass selbst ich schon zumindest suchtgefährdet bin. Obgleich ich aus meiner Sicht sagen würde, alles im Griff zu haben. Als ich aktiv in der Magic-Bundesliga spielte (so vor 15 Jahren), drehten sich die Gedanken wesentlich häufiger um instants, creatures, sorceries. Da kam die Familienauszeit sehr gelegen.
Wenn ihr diesen Test gemacht habt, weil ihr wissen wolltet, ob ihr abhängig seid und mehrere Aussagen mit ja beantworten konntet, solltet ihr euch um aktive Hilfe bemühen. Eine erste Anlaufstelle kann zum Beispiel ihr Hausarzt sein. Dieser unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht und sie müssen nicht fürchten, einen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Suchtberatungsstellen arbeiten ebenfalls anonym und helfen ihnen gerne weiter.
Keine Frage drehte sich im übrigen um Geld, Gewinne oder Verluste enthält. Dies ist nicht relevant für eine Sucht. Man schätzt, dass circa 40 % aller Poker-Winningspieler eindeutig süchtig sind. Nur weil sie dadurch keinen finanziellen Schaden erleiden, bedeutet dies nicht, dass sie in anderen Bereichen keine Defizite hätten. Ein Workoholic ist meistens auch finanziell sehr gut gestellt, bis er eines Tages entkräftet zusammenbricht. Sollten sie mehrere Fragen mit ja beantwortet haben, kann ich ihnen nur raten, sich aktiv um Hilfe zu bemühen. Sprecht darüber vor allem mit Menschen, die nichts mit Magic zu tun haben. Vielleicht wäre das aber auch einmal ein Gespräch beim nächsten FNM und eine Diskussion hier im Forum wert. Wobei ich ausdrücklich keinem von uns sein Hobby vermiesen möchte (oder gar bessere Spieler als mich loswerden will Da hätte ich zu viel zu tun ).

Was ist zu tun bei Magic-Sucht? Die radikalste Lösung ist man spielt einfach nicht mehr. Testet mal aus, einen längeren Zeitraum komplett auf magicbezogene Themen und Treffen zu verzichten. Das sagt sich einfach, aber es ist die einzig wirklich sinnvolle Maßnahme. Man muss lernen sich aktiv mit dem Problem auseinander zu setzen und vor allem sich damit auch kritisch, zu beschäftigen. Man sollte aktiv Argumente gegen und für das Spiel suchen.

Wenn ihr nur ansatzweise denkt, ihr könntet magicsüchtig sein, sucht einen Arzt auf und lasst euch nicht abwimmeln! Ärzte sehen pathologische Spielsucht häufig gleichbedeutend mit dem kompletten finanziellen und sozialen Ruin. Klingt krass ist aber im Falle einer Sucht der einzig logische Schritt!
Führt ein Tagebuch. Dieses Tagebuch sollte nicht nur das Spielverhalten dokumentieren, sondern auch die Gedankenwelt, das Sozialverhalten. Lest dieses Buch und arbeitet damit. Ein guter Weg um weitere Schritte zu planen oder Hilfe zu finden sind Selbsthilfegruppen. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, dass es sich um Gruppen zur Pokersucht (spezielle Magicgruppen wird es wohl sowieso nicht geben, dafür ist unser Hobby doch zu exotisch) handelt, sondern es geht vor allem um das Erkennen und Bestätigen des Problems.
Seid sportlich. Hört sich auf den ersten Moment komisch an, aber ist enorm wichtig, dass man sich körperlich ertüchtigt. Damit ist nicht gemeint einmal im Monat für 5 Minuten spazieren zu gehen, sondern aktive Betätigung und dies regelmäßig. Es geht darum, dass man eine stabile Komponente findet, die einem Belohnung verspricht. Wichtig ist hierbei, dass die Belohnung über eine körperliche Anstrengung generiert wird. Der Lerneffekt soll zeigen, dass es besser ist, wenn man sich etwas wirklich verdient.
Die Ratschläge sind zugegebenermaßen auch geklaut bzw. adaptiert, aber warum das Rad neu erfinden. Wie gesagt, will ich mit diesem Artikel niemand unser Hobby schlechtreden, sondern vielmehr sensibilisieren. Manche Tipps erscheinen vielleicht überzogen oder auf den ersten Blick lächerlich, aber keiner kann bestreiten, dass ein LSV, ein Kibler oder ein Juza nicht auch Magic-Junkies sind. Und sind diese nicht doch auf die ein oder andere Weise unsere Vorbilder? Freu mich auf eine angeregte Diskussion, gern natürlich auch im PM-Bereich.

war in erster linie natürlich als anregung gedacht und ein wenig provozieren sollte der artikel natürlich auch. der selbsttest bezog sich auf der pokerseite in erster linie auf onlinezocken, da ist die gefahr ungleich größer, weil dauerhaft vorhanden. die karten kann man ja hoffentlich dich eher mal weglegen

und ja, bin natürlich völliger laie, was das psychologische angeht (abgesehen von dem bissel, was vom studium übriggeblieben ist). letztlich ist jeder für sich selbst verantwortlich und muss einschätzen, wie viel zeit er mit seinem hobby verbringen möchte und kann. problematisch wird es, wenn man das eben nicht auf die reihe bekommt...